Im (Bildungs)Auftrag von Sebastian Kurz: Bettina Rausch im Podcast
Über Visionen, Ausbildung und langsame Politik:
Im Frühjahr 2018 wurde Bettina Rausch Präsidentin der Politischen Akademie (PolAk), der ÖVP Parteiakademie. Als Nachfolgerin von Sebastian Kurz trat sie an um die Werte der Volkspartei zu pflegen, und ihre Vision für politische Weiterbildung umzusetzen. Neue Menschen für Politik zu begeistern, möglichst niederschwellig, möglichst nah am Leben und offen für neue Ideen. Eine Parteiakademie und Think-Tank arbeitet langsamer und hat mehr Zeit: „Tagespolitik ist schnelllebig, aber wir ergänzen uns sehr gut“, sagt Rausch.
Wie handhabt sie neue Ideen, die möglicherweise nicht zur ÖVP passen? Das geht über ein Werteraster, das über neue Meinungen und Themen gelegt wird. Wie auch liberale oder sozialdemokratische Sichtweisen bestimmte Menschenbilder mitbringen, wird so entschieden. „Und das ganze hängt natürlich auch von der Zustimmung in der Partei ab, in einer Demokratie entscheidet immer die Mehrheit“, sagt sie.
Das Thema Aus- und Weiterbildung ist eine wichtige Säule der Politischen Akademie. Am Beispiel der sozialen Medien erklärt sie ihre Philosophie. Jede*r muss Kommunikation verstehen, aber nicht jeder muss alle Kanäle betreiben. „Die Wähler erwarten sich das zwar, aber wichtiger ist Authentizität“. Rausch erwähnt, dass gerade die digitale Kommunikation dabei eine Generationensache ist.
Das Thema Digitalisierung beschäftigt die PolAk aber nicht nur im Bildungsbereich, sondern auch als Denkfabrik. Der Einfluss auf die Wirtschaft sei schon „rauf und runter“ untersucht worden, aber was bedeutet das für die Gesellschaft im Kleinen? „Was heißt Digitalisierung für das Ehrenamt? Oder in der Nachbarschaft?“, fragt sie und betont, dass es nicht um das Buzzwort, sondern zum Beispiel den Alltag in einer kleinen Gemeinde.
Von der Kursteilnehmerin zur Präsidentin
Rausch‘ Weg mit der PolAk kreuzte sich vor 18 Jahren, als sie ihren ersten Kurs besuchte: „Ich komme aus einem politischen Elternhaus, mein Vater war Bürgermeister und dadurch kam auch eine gewisse Reibung: Das kann ich anders oder besser machen“, sagt sie. Ihre ersten Stationen sind ehrenamtlich bei der Jungen Volkspartei, danach kandidiert sie im niederösterreichischen Landtag und für den Bundesrat. Sie wird u.a. Bildungssprecherin ihrer Fraktion. Zwar war sie nie als Gemeinderätin tätig, trotzdem zehrt sie nach wie vor an dem Gefühl, das ihr die Zeit in der JVP für Regionalpolitik gegeben hat. Auch als Leiterin der bundesweiten PolAk ist der Bezug zu Niederösterreich nach wie vor stark.
Warum ist sie nach all der Zeit immer noch in der Politik? „Es hat immer mit Menschen zu tun. Vom ersten Lehrgang weg hat die Chemie gepasst und es ist nie langweilig geworden. Natürlich könnte ich es anderswo gemütlicher haben, aber das ist nicht mein Ziel“. Am Ende des Tages passt die Bilanz. Ein weiterer Vergleich sticht hervor: Vor 18 Jahren freute sie sich über ein Gespräch mit dem damaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, den heutigen Bundeskanzler nennt sie einen guten Freund. Seit der Amtsübernahme ist die PolAk für sie nicht mehr der glitzernde mystische Ort, dafür kann sie jetzt Dinge entscheiden und Richtungen vorgeben.
Hürden und Erfolge und die Zukunft
„Dinge misslingen, wenn man nicht auf alle hört. Das heißt nicht, dass man es immer allen Recht machen muss, aber man kann nicht alleine vorpreschen“. Das sei eine ihrer großen Lehren gewesen, die sie zum Beispiel aus ihrem damaligen Vorstoß Führerschein ab 16 gezogen hat. Die Erfolge sind für sie die täglichen, kleinen Erlebnisse: Neue Ideen schaffen, Menschen für Politik zu begeistern, oder inhaltliche Arbeit als Parteiakademie: „Wenn man mehr Frauen in der Politik will, muss man auch Politik und Familienleben vereinen können“, sagt Rausch und erklärt ihren Vorschlag für Karenzierung für Abgeordnete.
Für die Zukunft sieht Rausch die partizipative Demokratie als entscheidendes Element. Zwar fühlt es sich kurz so an, als müsse man etwas abgeben, aber das liegt auch an falschen Ideen und noch wenig Erfahrung in diesem Bereich. „Das soll auch nicht an einem Minister oder an einem Amt hängen, das wäre der falsche Weg. Alle politischen Player tun gut daran, dafür etwas zu investieren“.
Wer Jetzt? Biographie und weiterführende Links
- Bettina Rausch (* 25. Dezember 1979 in Scheibbs) ist eine österreichische Politikerin (ÖVP). Rausch war von 2008 bis 2013 Mitglied des Bundesrates für Niederösterreich und von 2013 bis 2018 Abgeordnete zum Landtag von Niederösterreich. Seit 2018 ist sie Präsidentin der Politischen Akademie der Volkspartei.
- Politische Akademie: Politik neu denken
- Bettina Rausch auf Twitter
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