Aus dem Netz ins Klassenzimmer – Wie umgehen mit Cyber Mobbing und Hate Speech?
In dieser Podcast Folge von Richtig & Falsch ist neben Cyber Mobbing auch Hate Speech – online wie offline – ein Thema. Also Hassrede, die sich gegen Personen oder Gruppen richtet und sie bedroht oder abwertet. Hetze und Hate Speech kommen nicht nur im Klassenzimmer vor. Ganz viel davon passiert online. Jede*r zweite Internetnutzer*in ist schon einmal mit Hass im Netz in Kontakt gekommen.
Was tun, wenn ein Schüler oder eine Schülerin Hass im Klassenzimmer verbreitet? Wo sind die Grenzen der Meinungsfreiheit? Und welche Möglichkeiten gibt es, wenn sich der Hass plötzlich gegen die eigenen Klassenkolleg*innen richtet und ein Schüler oder eine Schülerin gemobbt wird?
Keine Bühne für Hass und Hetze
Nicht alles, was Menschen sagen können, ist eine Meinung. Äußern sich Schüler*innen diskriminierend im Unterricht, müssen Lehrkräfte entscheiden, wieviel Bühne sie den einzelnen Schüler*innen geben. Sie müssen die Grenzen des Sagbaren aufzeigen. In politischer Bildung kann so ein Vorfall genutzt werden, um Meinungsfreiheit und ihre Grenzen zu diskutieren.
Was ist Diskriminierung? Wie fühlt sich das an? Wo hast du das schon Mal erlebt? Wie sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen? Dann dreht sich das um, ohne dass ich mit erhobenem Zeigefinger sagen muss “Ja, was wäre, wenn dich jemand so beschimpfen würde?”, das checken sie dann eh selber. Peter Larndorfer
Wie kann ein Mensch so werden und so etwas schreiben? Es ist eine Form von verbaler Gewalt. Leya Hampel
sagt Leya Hampel. Diese verbale Gewalt löst etwas aus in den Betroffenen. Tatsächlich müssen Lehrkräfte überhaupt einmal mitbekommen, dass es einen Mobbingfall gibt. Oft bleiben Mobbingfälle unentdeckt oder werden erst sehr spät bemerkt, wenn sich die Situation schon zugespitzt hat, erzählt Christine Haberlehner. Damit sich Schüler:innen bei Mobbing überhaupt an einen wenden, braucht es Vertrauen.
Die digitale Welt und ihre Tücken
Am besten wäre natürlich, wenn es gar nicht erst zu Cyber Mobbing kommt. Was kann also präventiv gegen Mobbing, vor allem online, getan werden? Am wichtigsten ist die Aufklärungsarbeit im Digitalbereich, sowohl bei Schüler*innen, als auch bei Lehrkräften.
Matthias Jax versucht bei seinen Workshops, den Lehrpersonen die Angst vor dem Internet zu nehmen. Für einen guten Umgang in der WhatsApp-Gruppe empfiehlt er, gemeinsam Regeln zu erarbeiten und aufzustellen.
Schüler*innen und Lehrkräfte sollen ein Bewusstsein entwickeln für die digitale Welt und ihre Tücken. Gemeinsame Regeln helfen außerdem bei der Orientierung für ein besseres Online-Miteinander. Den Schüler*innen ihr Handy einfach abnehmen kann jedenfalls keine Lösung sein.
Das Ziel sollte sein, selbstbewusst online auftreten zu können. Selbstbewusst heißt, dass ich weiss, was ich darf und was ich nicht darf und dass ich auch die Möglichkeit habe, online für jemanden aufzustehen und einzustehen. Matthias Jax
Für ein besseres Online Miteinander
Online aufstehen, dafür braucht es Zivilcourage. Ein weiteres wichtiges Mittel gegen Mobbing. Zivilcourage, Haltung und auch Meinungsvielfalt können und sollen im Zuge der politischen Bildung trainiert werden, sagt Christine Haberlehner:
Sozialkompetenz ist das, was du nicht von Doktor Google lernen kannst. Alles, was Zivilcourage-Training ist, ist Mobbingprävention.
Ein Bewusstsein für digitale Sicherheit und ein gutes Miteinander in der Schule können Hass online wie offline vorbeugen. Es ist richtig und wichtig, gemeinsam mit den Schüler*innen Regeln für den Online-Umgang aufzustellen, die ihnen Orientierung geben. Dafür müssen sich Lehrkräfte mit der digitalen Lebensrealität ihrer Schüler*innen auseinandersetzen. Es ist auch richtig, bei Hate Speech die Grenzen der Meinungsfreiheit aufzuzeigen. Es wäre falsch, Handys gänzlich aus dem Klassenzimmer zu verbannen, im Glauben, dass Hass und Mobbing dadurch verschwinden. Vielmehr gehören Konflikte online wie offline bearbeitet, wenn sie da sind.
Ambra Schuster im Gespräch mit:
- Christine Haberlehner (Lehrerin am IBC Hetzendorf, Wien)
- Leya Hampel (Schülerin am Ella Lingens Gymnasium, Wien)
- Matthias Jax (Projektleiter saferinternet.at)
- Peter Larndorfer (Lehrer an der pädagogischen Hochschule und Berufsschule für Gastgewerbe, Wien)
Links:
- Bookmarks. Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung (Europarat,deutsche Übersetzung Zentrum polis)
- Wie können LehrerInnen das Thema Cyber-Mobbing im Unterricht behandeln? (Saferinternet.at)
- Leitfaden Aktiv gegen Hasspostings (saferinternet.at)
- Stories that move (Toolbox gegen Diskriminierung)
- No Hate Gallery (No Hate Speech Komitee Österreich)
- Dossier Aktiv gegen Hass im Netz (Zentrum polis)
Hören Sie hier eine weitere Folge von Richtig und Falsch: Demokratie in der Schule – vom Lernen auf Augenhöhe
Alle Folgen finden Sie hier.
Richtig und Falsch ist ein Kooperation von Zentrum Polis – Politik lernen an der Schule, der Arbeiterkammer Wien und Demokratie21.
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