
Democracity? Elke Rauth über Demokratie in der Stadt
In der neuesten Folge von Wer jetzt? spricht Philipp Weritz mit Elke Rauth über die Zukunft der Stadt, wie man Wohnungen baut die niemandem gehören und warum das alles die Demokratie erneuern kann.
Die Demokratisierung der Demokratie
„Das was wir im Moment als repräsentative Demokratie erleben, ist extrem ausgehöhlt. Sie bietet so wenige Anschlusspunkte für so wenige Menschen, dass wir überlegen müssen, wie wir unser demokratisches System weiterentwickeln können. Das ist für mich eine Demokratisierung der Demokratie“. Um die aktuellen Trends von rechtsautoritären Wenden zu stoppen, muss das geschehen. Dabei lassen sich Menschen oft lähmen vor dem Gespenst der Rechten und Rechtsextremen. „Wie ein Kaninchen vor der Schlange. Diese Energie ist besser in einem Gegenprogramm aufgehoben, in eine demokratische Weiterentwicklung“, sagt Rauth.
Munizipalismus als neue Bewegung?
Eine Idee und Konzept, das ihr Hoffnung bereitet, sind munizipalistische Bewegungen. „Das sind Bewegungen, die sehr stark im Lokalen angebunden sind und wirken, aber in einem größeren Verbund (staatlich, europäisch) an globalen Fragen arbeiten. Lokal handeln und global vernetzen!“. Ein weiteres Merkmal ist, dass sie radikaldemokratisch sind.
Am Beispiel Barcelona erklärt sie, was das bedeutet. Städtische Betriebe setzen stärker auf Mitbestimmung durch Arbeitnehmer*innen, in der öffentlichen Auftragsvergabe werden Unternehmen bevorzugt, die genossenschaftlich oder gemeinwohlorientiert sind und nachhaltig wirtschaften. „Demokratie als lebendiger Prozess, der gemeinsam weiterentwickelt wird. Das ist radikal anders, als die repräsentative Parteiendemokratie“. Das ist für sie eine bewusste Entscheidung, an welchem System man baut. „Höchst mögliche Mitsprache und Bestimmung aller oder Top-Down Lösungen, mit notgedrungener Bürgerbeteiligung?“.
Erkenntnisse und neue Wege
Welche Dinge hat Elke Rauth über die vielen Projekte gelernt? Sie antwortet anhand des Urbanize Festivals. „Zuerst einmal ist es sehr schwierig, eine Finanzierung aufzustellen“. Über ein neues Stiftungsrecht, das sie in Deutschland sehr gut umgesetzt sieht, könnte man Anreize setzen, dass mehr gesellschaftspolitische Projekte umgesetzt werden. Aktuell sieht sie das in Österreich nur als steuerschonende Möglichkeit, Vermögen zu parken. Ihr neues Projekt heißt Bikes and Rails und ist ein Mietshaussyndikat. Das heißt, sie bauen als Verein Wohnungen, die niemandem gehören. Wie das genau funktioniert, können Sie im letzten Drittel dieser Folge hören, oder auf der Homepage nachlesen.
Wer jetzt? Biografien und Links
Elke Rauth ist Mitglied des Vorstands von dérive – Verein für Stadtforschung, sowie Redakteurin des monatlichen Radioformats dérive – Radio für Stadtforschung. Sie ist Gründerin, Leiterin und Co-Kuratorin von urbanize! Int. Festival für urbane Erkundungen, das sich seit 2010 jährlich für 10 Tage der forcierten Auseinandersetzung mit und Vermittlung von urbanen Themenstellungen widmet.
Bildrechte (c) eSel.at
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3 Kommentare
Matthias Dezember 20, 2018
Manchmal versteh ich nichts weil die Musik so laut ist.
Außerdem wären kürzere Podacsts, aber regelmäßigere interessant.
Philipp Weritz Januar 22, 2019
Vielen Dank für das Feedabck! Wir haben die Musik mit dem neuesten Podcast (Dieter Zirnig Politik in neuen Formaten) deutlich leiser gemischt. Die Länge ist geplant auf gute 30 Minuten, ab und zu verlängert es sich leider auf 40-50 min, jedes Gespräch ist anders. Wir planen auch, drei Episoden pro Monat zu veröffentlichen.
Dr. Mag. Arch. Arq. Laura Patricia Spinadel November 01, 2021
Sehr spannendes Interview wo mit einer sehr gut vorbereiteten Grundlage sehr provokante Fragen in ein sanftes Klima der Harmonie gefechtet werden.
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