Generation Klimakrise: Was ist die Aufgabe der Schule?
Was ist in Sachen Klimakrise die Aufgabe der Schule und was nicht? Wie kann die Fridays For Future Bewegung in Politischer Bildung begleitet und sogar für Politische Bildung genutzt werden? Und – wie können Schülerinnen und Schüler auf ein Leben in der Klimakrise vorbereitet, aber nicht entmutigt werden?
In dieser Folge von Richtig & Falsch geht es um ein alles entscheidendes Thema: Die Klimakrise. Wir beginnen dort, wo sie zum unumgänglichen Thema in der Gesellschaft und damit auch im Klassenzimmer geworden ist. Nämlich am 15. März 2019. Zehntausende Schülerinnen und Schüler sind damals in ganz Österreich zum ersten weltweiten Klimastreik auf die Straße gegangen.
Politisches Engagement versus Schwänzen
Ob Schüler*innen streiken gehen dürfen oder nicht, hat viele Lehrkräfte und Direktor*innen beschäftigt. Klar ist es wünschenswert, dass sich Schülerinnen und Schüler politisch engagieren – gleichzeitig soll das Engagement nicht in Schwänzen ausarten und der schulische Erfolg nicht auf der Strecke bleiben.
Das Streikrecht gibt es. Wenn ich streiken will, frage ich auch nicht, ob ich darf. Hans Karner, Direktor HAK 1050 Wien
Die Jugend hätte ein Recht, politische Veränderung zu fordern. Die Verantwortung für den Klimawandel wollen sich die Jugendlichen nämlich nicht umhängen lassen, sagt Franziska Brandner.
Vor allem muss die Politik was tun, damit wir das Klima wirklich retten können. Dass uns das mehr gesagt wird in der Schule, das wünsche ich mir. Franziska Brandner, Schülerin und Fridays For Future Aktivistin.
Einig waren sich alle Gäste darin, dass Klimaschutz und Umweltschutz auch abseits der Demos Thema im Klassenzimmer sein müssen. Es braucht also zumindest eine Vor- und Nachbesprechung. In Politischer Bildung kann anhand der Klimakrise außerdem geübt werden, wie man politische Urteile und Argumentationsketten bildet.
Politische Bildung anhand der Klimakrise
Im Idealfall ist die Klimakrise ebenso wie die Politische Bildung quer durch alle Fächer Thema. In Deutsch oder Fremdsprachen können etwa Texte geschrieben werden. In Kochen kann der Wert von Lebensmitteln verdeutlicht werden. Und auch naturwissenschaftliche Fächer bieten sich natürlich an.
Möglichkeiten und Materialien gibt es mehr als genug zur Klimakrise. Lehrerinnen und Lehrer müssen eine Vorauswahl treffen, sagt Bernhard Weninger. Er sieht sich mit seinen Schülerinnen und Schülern zum Beispiel gerne die Reden von Greta Thunberg an. Schließlich sind Reden und Rhetorik ebenfalls zentrale Elemente der Politischen Bildung.
Wenn wir als Ziel haben, dass Schüler*innen politisch teilhaben sollen, dann müssen sie sich vorne hinstellen und ihre Meinung sagen. Bernhard Weninger, Lehrer Pädagogische Hochschule, BRG Körösi in Graz
Kompetent statt wehrlos
Was sollen denn Schulen eigentlich leisten, wenn es um die Klimakrise und Politische Bildung geht? Was kann sie leisten? Auf jeden Fall wachrütteln und durchaus auch die politische Verantwortung für einen Systemwechsel in den Vordergrund stellen, sagt Gerlinde Steininger.
“Ich würde mir wünschen, dass Schüler*innen, die die Schule verlassen, sich kompetent fühlen mit den Anforderungen und Informationen und nicht hilflos und wehrlos.” Gerlinde Steininger, Lehrerin an der AHS Rahlgasse
Fassen wir zusammen: Es ist richtig, der Klimakrise quer durch alle Fächer Raum zu geben. Nicht nur, was die Klimademonstrationen betrifft, braucht es einen offenen Diskurs an der Schule. Es ist falsch, Schüler*innen mit Katastrophenpädagogik zu überfordern. Am Ende des Tages sollte das Ziel sein, dass Schülerinnen und Schüler sich kompetent und nicht ohnmächtig fühlen. Und dass sie ihre Forderungen und Bedürfnisse auch gegenüber der Politik artikulieren können.
Ambra Schuster im Gespräch mit:
- Hans Karner, Direktor HAK 1050 Wien
- Gerlinde Steininger, Lehrerin an der AHS Rahlgasse
- Franziska Brandner , Schülerin und Fridays For Future Aktivistin
- Monika Bauer-Bogner, AHS Wolkersdorf
- Bernhard Weninger, Lehrer Pädagogische Hochschule, BRG Körösi in Graz
Links:
- Krise und Ungleichheit (polis aktuell 6/2021)
- Umwelt – Klima – Politik (Informationen zur Politischen Bildung 45)
- Klimawandel im digitalen Spiel
- Youth unstoppable (Film von BAOBAB zur globalen Jugend-Klimabewegung)
- Fridays for Future Austria
Hören Sie hier eine weitere Folge von Richtig und Falsch: Genderkompetenz im Klassenzimmer: gegen Sexismus, Stereotype und blinde Flecken
Alle Folgen finden Sie hier.
Richtig und Falsch ist ein Kooperation von Zentrum Polis – Politik lernen an der Schule, Demokratie21 und der Arbeiterkammer Wien.
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